Öffentliches Statement: Informationen zu Bedrohungssituationen im LiZA und unsere kollektiven Antworten

23.04.2025 – Öffentliches Statement: Informationen zu Bedrohungssituationen im LiZA und unsere kollektiven Antworten

+++english translation below+++

Wie ihr vermutlich wisst, gibt es uns, das LiZA nun schon seit August 2024 als selbstverwaltetes, linkes Zentrum am Altmarkt in Kassel. Wir stehen als Ort für ein solidarisches Miteinander, in dem wir uns umeinander kümmern und in Zeiten der kontinuierlichen Erstarkung rechter Positionen zueinander stehen. Wir kämpfen gemeinsam für eine bessere Gesellschaft und gegen die extreme Rechte, Antifeminismus, Rassismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und jegliche Ideologien der Ungleichwertigkeit.

Als ein solcher Ort haben wir zwangsläufig nicht nur Freund*innen. Dies haben wir die letzten Monate – neben all der Solidarität, des Austausches, der Vernetzung und der Bildung, den dieser Ort mit sich bringt – eben auch gemerkt.

Wir wollen mit diesem Text transparent machen mit welchen Angriffen und Anfeindungen wir es zu tun haben, welche Überlegungen wir uns dazu gemacht haben und euch ermutigen euch davon nicht einschüchtern zu lassen. Wir wollen gemeinsam mit euch solidarische Umgangsweisen finden.

Uns ist bewusst, dass rechte Anfeindungen uns nicht alle gleich treffen und es vor allem Frauen, queere, migrantisierte, be_hinderte, jüdische, BPoC, trans* Personen sind, die diese als erstes zu spüren bekommen. Auch deswegen wenden wir uns an euch, um zu sagen, ihr seid nicht alleine und wir passen aufeinander auf. Wir wünschen uns, dass trotz der Anfeindungen, möglichst viele weiterhin ihren Weg zu uns finden können.

Was ist passiert?

In den letzten neun Monaten ist es zu verschiedenen Situationen gekommen, die wir als rechte Angriffe und Anfeindungen gegen uns einordnen. Es gab pöbelnde, oftmals alkoholisierte Personen vor den Räumen, einen Hitler-Gruß, „Nur die AFD“ Rufe, an die Scheiben Schlagen und AFD-Sticker an der Scheibe. Dass ein sichtbar linker Ort ein Dorn im Auge vieler ist, ist im Angesicht der aktuellen politischen Situation nicht überraschend. Dazu kommt die räumliche Nähe zur Kneipe Day Time. Der Betreiberin der Kneipe gehört auch die Kneipe Night Time. Zum Night Time gibt es eine antifaschistische Recherche, näheres hier https://task.noblogs.org/post/tag/nighttime/.

Was haben wir gemacht? Was haben wir noch vor?

Die beschriebenen Situationen klingen womöglich bedrohlich, doch wir lassen uns damit nicht alleine! In den letzten Monaten haben wir uns immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie wir mit den aufkommenden Unsicherheiten umgehen können, uns gemeinsam für diesen Raum verantwortlich fühlen und gemeinsame Strategien gegen rechte Bedrohungen zu entwickeln. Was das heißt, kann vielfältig sein und ist auch für uns ein Prozess. U.a. dokumentieren wir die Vorfälle, haben ein Konzept für sicheren Heimweg ausgearbeitet (siehe Webseite oder Instagram) und Vorhänge für Sichtschutz aufgehangen.

Damit sind wir noch lange nicht am Ende. Aktuell machen wir uns Gedanken z.B. wie wir After-Care Strukturen aufbauen können. Auch wollen wir Skillsharing Workshops (u.a. im FLINTA*-Rahmen) organisieren und weitere Austauschräume zu schaffen.

Was könnt ihr machen?

Wir wollen euch mit diesem Statement für die Lage sensibilisieren und ermutigen, damit einen gemeinsamen pro-aktiven Umgang zu finden. Das kann z.B. heißen:

  • kurz mit euren Gefährt*innen vorher einzuchecken, darüber was du & sie jeweils brauchen
  • über deine Sorgen und Ängste zu sprechen, die dieses Statement auslöstet
  • über deine Wut über die Verhältnisse zu sprechen, die dieses Statement auslöst
  • dir mal die Fluchtwege und Ausgänge vom LiZA anzuschauen
  • zu überlegen & dich dazu auszutauschen, wie du in bestimmten Situationen reagieren würdest
  • zum offenen Wohnzimmer am 13.05. 15-18 Uhr kommen (Infos weiter unten)
  • uns eine E-Mail zu schreiben mit Ideen, Gedanken, Wünschen oder Feedback an politzentrum-kassel@riseup.net
  • Bei Veranstaltungen überlegen, ob du ein Grünes Band anziehen willst und Menschen nach Hause begleiten kannst

Uns wechselseitig zu stärken und handlungsfähig zu fühlen, dauert an, aber wir bleiben dran. Die Kämpfe für eine solidarische, gerechte Gesellschaft für Alle dauern an, aber wir bleiben dran. Für all das haben wir uns und das ist schonmal Einiges! Egal ob im LiZA oder woanders, wir bleiben solidarisch miteinander ❤

Kommt vorbei!

Ihr habt nach all dem noch Fragen oder Bedarf nach mehr Informationen. Am 13.05. 15-18 Uhr im Rahmen des Offenen Wohnzimmers gibt es die Möglichkeit mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns auch über noch weitere Ideen und Menschen, die sich einbringen wollen. Kommt vorbei!


Public statement: Information on threat situations at LiZA and our collective responses

What is it about?

As you probably know, we, the LiZA, have been around since August 2024 as a self-organised, left-wing centre on the Altmarkt in Kassel. We are a place for solidarity, where we look after each other and stand by each other in times of the continuous strengthening of right-wing positions. We fight together for a better society and against the extreme right, anti-feminism, racism, antisemitism, queerophobia and all ideologies of inequality.

As such a place, we inevitably don’t just have friends. We have realised this in recent months – in addition to all the solidarity, exchange, networking and education that this place brings with it.

With this text, we want to make transparent the hostilities we have faced, what we have thought about them and encourage you not to be intimidated by them. We want to work with you to find ways to show solidarity.

We are aware that right-wing hostility does not affect us all equally and that it is primarily women, queer, migrant, disabled, Jewish, BPoC and trans* people who are the first to feel it. This is also why we are turning to you to say that you are not alone and that we are looking out for each other. We hope that as many people as possible can continue to find their way to us despite the hostility.

What has happened?

Over the last nine months, there have been various situations that we categorise as right-wing attacks and hostility against us. There have been rowdy, often drunk people in front of the premises, a Hitler salute, shouts of ‘Only the AFD’, banging on the windows and AFD stickers on the window. In view of the current political situation, it is not surprising that a visibly left-wing venue is a thorn in the side of many. Added to this is the proximity to the Day Time pub. The operator of the pub also owns the Night Time pub. There is an anti-fascist investigation into Night Time, more details here https://task.noblogs.org/post/tag/nighttime/.

What have we done? What do we still have planned?

The situations described may sound threatening, but we are not alone in this! Over the last few months, we have repeatedly thought about how we can deal with the emerging uncertainties, how we can feel responsible for this space together and how we can develop joint strategies against right-wing threats. What this means can take many forms and is also a process for us. Among other things, we are documenting the incidents, have developed a concept for a safe way home (see website or Instagram) and have put up curtains for privacy protection.

But we are far from finished. We are currently thinking about how we can set up after-care structures. We also want to organise skill-sharing workshops (e.g. within the FLINTA* framework) and create more spaces for exchange.

What can you do?

With this statement, we want to sensitise you to the situation and encourage you to find a common proactive approach. This could mean, for example

  • briefly checking in with your comrades & friends beforehand about what you & they each need
  • talk about your worries and fears caused by this statement
  • talk about your anger about the conditions caused by this statement
  • take a look at the escape routes and exits from LiZA
  • think about & discuss how you would react in certain situations
  • come to the open living room (information below)
  • write us an email with ideas, thoughts, wishes or feedback to politzentrum-kassel@riseup.net
  • At events, consider whether you would like to put on a green band and accompany people home

Strengthening each other and feeling capable of taking action takes time, but we’ll keep at it. The struggles for a just society based on solidarity for all are ongoing, but we will keep at it. We have each other and that’s quite a lot! Whether at LiZA or elsewhere, we remain in solidarity with each other ❤

Come and see us!

Do you still have questions or need more information after all this? You can talk to us at 13.05. 3-6 pm as part of the Open Living Room. We are also looking forward to hearing more ideas and people who want to get involved. Come along!